Die Geschichte des Musikvereins

Die Gründungsjahre

Zum ersten Mal in der Geschichte der damals noch selbstständigen Gemeinde Rottum wurde am 25. Februar 1924 der noch heute existierende Musikverein gegründet. Um diese Gründung überhaupt zu bewerkstelligen, trafen sich 10 Musikpioniere und erarbeiteten 30 Statuten beziehungsweise eine Satzung. Bei der Wahl, die schon am 24. Februar stattfand, wurden gewählt: Vorstand: Benedikt Ludwig, Kassier: Joseph Ries, Ausschuss: Joseph Schiele und Max Krapf. Weitere Gründungsmitglieder waren Adolf Espenlaub (Dirigent), Markus Aßfalg, Anton Aichinger, Andreas Dangelmaier, Theodor Lutz und Franz Wiedenmann. Aus geschäftlichen Gründen gab Vorstand Benedikt Ludwig am 6. Dezember vorzeitig sein Amt ab. Bei einer Neuwahl wurde das aktive Mitglied Andreas Dangelmaier einstimmig zum Vorstand gewählt.

Am 9. Juni 1925, beim 25-jährigen Bestehen des Musikvereins Mittelbuch bestritt der Musikverein Rottum sein erstes Wertungsspiel.

Im Gasthaus zum Löwen fand am 16. September 1928 eine Gründungsversammlung statt. Laut Beschluss der Ausschusssitzung vom 26. August sollte eine Anzahl passiver Mitglieder dem Verein beitreten und ein örtlicher Musikverein gegründet werden. Nach der Eintragungsliste betrug die Zahl der aktiven Mitglieder 15 und die der passiven 43. Als weiteren Punkt mussten verschiedene Paragraphen aus den Statuten vom 24. Februar 1924 geändert oder ersetzt werden. Durch geheime Wahlen wurden zwei weitere Ausschussmitglieder aus den passiven Mitgliedern gewählt. Dies waren Karl Grimm und Ludwig Hagel.

Die Zeit vor dem Krieg

Wie in allen übrigen Orten der Umgebung, so wurde auch in Rottum am Vorabend des 1. Mai 1933 eine Feier veranstaltet. Die Feier wurde eingeleitet durch den Gesang der Dorfschulkinder mit Begleitung durch die Musikkapelle. Hiernach wurde zur Erinnerung an den Tag der Arbeit eine schöne Linde gesetzt, die auf den Namen »Hitlerlinde« getauft wurde. Dies war das erste Anzeichen der beginnenden Hitlerzeit in Rottum.

Vorstand Aichinger eröffnete am 30. Dezember 1934 die Jahreshauptversammlung. Er gab bekannt, dass die Kapelle in den Fachverband 8 der Reichsmusikkammer eingegliedert worden sei. Ein wichtiger Tagesordnungspunkt damals war die Auflösung des Vereins. Bürgermeister Freisinger trat aber für den Fortbestand des Musikvereins Rottum ein, und die Auflösung wurde abgelehnt.

Bei der nächsten Hauptversammlung am 20. Februar 1936 war es dann so weit: Nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, die Musikkapelle von Seiten der Gemeinde laufend zu unterstützen, wurde der Verein rückwirkend zum 1. Januar 1936 aufgelöst. Anstelle des Musikvereins trat nun die Musikkapelle.

Durch den für uns sinnlosen, schrecklichen und für die nachfolgende Generation hoffentlich nie mehr zu erfahrenden Krieg wurden viele der Musiker in der Zeit zwischen 1939 und 1945 zum Kriegsdienst eingezogen. Als Verluste des Krieges hatte die Kapelle folgende Kameraden zu beklagen: Adolf Espenlaub, Anton Feirle, Franz Lutz, Wilhelm Wiedenmann, August Wohnhas

Der Neuanfang

1954 wurde dann die Kapelle wieder neu aufgerichtet. Als Funktionäre wurden gewählt: Vorstand: Andreas Dangelmaier, Dirigent: Gebhard Niedermaier, Kassier: Matthäus Kloos.

Zum ersten Mal nach dem Krieg wurden 1955 wieder regelmäßige Proben abgehalten. Durch den vollen Einsatz des Dirigenten und der Musiker konnte die Kapelle schon im Mai wieder ohne auswärtige Hilfe an die Öffentlichkeit treten.

Bei der Hauptversammlung vom 27. Januar 1957 wurde beschlossen, dass Wahlen zu Funktionärstätigkeiten in Zukunft auf zwei Jahre ausgeführt werden. Außerdem wurde bekanntgegeben, dass Hans Feirle sen. in der Mühle einen Proberaum zur kostenlosen Nutzung stellt.

Ein sehr wichtiges Ereignis war wohl der Beitritt in den Deutschen Volksmusikerbund am 1. Juli 1962. In einem überfüllten Saal trat die Musikkapelle zu ihrem ersten Weihnachtskonzert am 30. Dezember an, in dessen Anschluss die noch heute unter den Rottumern beliebte Christbaumversteigerung durch Joseph Weckerle ins Leben gerufen wurde.

Am 11. Juli 1963 mussten die Musiker leider ihren allseits beliebten langjährigen Vorstand, ihr Gründungs- und Ehrenmitglied Andreas Dangelmaier zu seiner letzten Ruhestätte geleiten.

1965-1979

Bei einer Ausschusssitzung am 8. April 1966 wurde die heute noch aktuelle (!) Regelung getroffen, dass jeder Musiker 20 DM bei der Reparatur seines Instruments bezahlen muss. Der Rest wird vom Verein übernommen. Im Laufe des Monats Dezember wurde in Rottum eine Geldsammlung für einen ganz bestimmten Zweck durchgeführt: Die Musikkapelle wollte sich endlich eine einheitliche Bekleidung zulegen. Alle Bürger, wie auch die Gemeindeverwaltung griffen tief in die Tasche, und so konnte die erste Rottumer Musikertracht bei der Firma Negele in Tübingen gekauft werden.

Bei der Generalversammlung am 20. Januar 1968 wurde die neu erarbeitete Satzung vorgestellt. Sie wurde mit 14:3 Stimmen und einer Enthaltung angenommen.

Ihr erstes Waldfest konnte die Musikkapelle Rottum nach langer Vorbereitung am 31. Mai und 1. Juni 1969 in der Kiesgrube, dem Platz vom 1. Vorsitzenden Benedikt Wiest, abhalten. Ein sehr wichtiges Ereignis im Jahr 1969 war wohl die Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Biberach. Von nun an führte die Kapelle den Namen »Musikverein Rottum e.V.«.

Ihr erstes Jugendkritikspiel bestritten die rottumer Jungmusiker am 23. April 1972 in Laupheim mit der Note sehr gut.

Vom 11. bis 14. Juli 1975 beging der Musikverein die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen. Das Fest wurde in Form eines Musikertreffens mit Fahnenweihe gestaltet.

Die Soldatenkameradschaft Rottum beging vom 5. bis 8. August 1977 ihr 90jähriges Jubiläum. Natürlich wirkte auch der Musikverein mit. Als Dankeschön für die zahlreichen Helferdienste bei diesem Fest erhielt die Kapelle einen neuen B-Bass von der Soldatenkameradschaft.

Beim Waldfest am 14. und 15. Juli 1979 konnte die neu gebaute Blockhütte zum ersten Mal genutzt werden. Diese war sehr wertvoll in Anbetracht der eisigen Kälte die damals herrschte.

Die Achziger Jahre

Am 12. Dezember 1982 konnte die langersehnte Gemeindehalle eingeweiht werden. Die Rottumer freuten sich, endlich auch ein eigenes Bürgerhaus zu haben.

Am 16. Juni 1984 musste eine außerordentliche Generalversammlung abgehalten werden, da die Satzung des Vereins geändert werden sollte. Dies war nötig, um die Aufnahme passiver Mitglieder zu ermöglichen.

1988 gab es eine völlige Neuerung im Jahresprogramm des Musikvereins: Zum ersten Mal wurde am 8. Mai das Muttertagsessen veranstaltet. Die Idee, die Mütter vom Kochen zu befreien und zu einem Mittagessen bei unterhaltsamer Blasmusik einzuladen, wird von der Bevölkerung seither gerne angenommen. Der diesjährige Frühsommer war eine richtige Belastungsprobe für die Rottumer Musiker: In ca. 800 Arbeitsstunden wurde der gesamte Waldfestplatz auf Vordermann gebracht. Dabei wurde unter anderem eine befestigte Bühne gebaut, so dass man von nun an nicht mehr jedes Jahr ein Podium aufbauen musste. Nachdem in diesem Jahr Alfred Fink die musikalische Leitung der Kapelle übernahm, wurde Franz Budweiser am 26. Dezember beim alljährlichen Weihnachtskonzert zum Ehrendirigenten ernannt.

Die erste Skiausfahrt fand am 11. und 12. März 1989 nach Bizau statt. Seither fahren die Musiker jedes Jahr mit ihrem vereinseigenen Busfahrer Hans Schiele gemeinsam zum Skifahren. In diesem Jahr wurde die Gemeindejugendkapelle mit Jugendlichen aus den Musikvereinen Steinhausen, Rottum und Bellamont gegründet.

1990-heute

Im Jahr 1994 war großes Jubiläum angesagt: Der Musikverein Rottum wurde 70 Jahre alt. Das Jubiläum wurde gebührend mit einem Zeltfest vom 12. bis 15. Mai gefeiert, und eigens für die Rottumer Musiker wurde von Uschi Schiele ein Heimatlied zur Melodie eines Marsches gedichtet. Ihren langjährigen Dirigenten, Jugendleiter und Schriftführer Franz Budweiser mussten die Musiker leider am 21. Dezember 1994 zu seiner letzten Ruhestätte geleiten. Für seine Leistungen, die er unermüdlich dem Verein entgegenbrachte, sei ihm ewig gedankt.

Der Ehrenvorstand Benedikt Wiest verstarb im Alter von 74 Jahren. Ihm zu Ehren begleitete ihn der Musikverein am 21. Mai 1996 zu seiner letzten Ruhestätte. Die Musikkapelle hatte für dieses Jahr einen großen Ausflug geplant: Man wollte in die neue Welt fliegen, und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Leute mit oberschwäbischer Blasmusik begeistern.

Das Jahr 1999 stand ganz im Zeichen des 75-jährigen Jubiläums. Im Mai konnte nach langen Vorbereitungen mit beinahe unzähligen Arbeitsstunden das fünftägige Zeltfest gefeiert werden. Das ganze Dorf half mit, damit die Feierlichkeiten reibungslos ablaufen konnten. Das jährliche Weihnachtskonzert wurde in diesem Jahr unter dem Titel »Jubiläumskonzert« bestritten. Hierfür wurden einige Musikstücke aus den vergangenen Jahren ausgesucht.

Nachdem die Feierlichkeiten zufriedenstellend verlaufen waren, konnte nun die längst fällige Erneuerung der schon 34 Jahre alten Musikertracht in Angriff genommen werden, was sofort im darauffolgenden Jahr durchgeführt wurde. Nachdem die Vorstandschaft gemeinsam mit den Musikern beschlossen hatten, welcher Lieferant beauftragt werden sollte, und wie die neue Tracht aussehen sollte, wurde ein Termin mit dem Schneider Ende Januar abgesprochen, damit am Ostermontag das neue Outfit der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.